Neuerungen im GLÖZ-Regelwerk ab 2023: So erhalten Sie den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand Ihrer Flächen
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union hat sich zum Jahr 2023 weiterentwickelt und bringt diverse Änderungen für Landwirtinnen und Landwirte mit sich. Ein zentrales Element dabei sind die Vorgaben zum guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ), der die nachhaltige Bewirtschaftung von Flächen sicherstellen soll. Wer Direktzahlungen oder andere Agrarprämien in Anspruch nehmen möchte, muss die GLÖZ-Standards einhalten. In diesem Blogbeitrag finden Sie einen umfassenden Überblick über die aktualisierte Nummerierung und die neuen Inhalte der GLÖZ-Standards sowie hilfreiche Praxistipps.
1. Was ist GLÖZ?
GLÖZ steht für Guter Landwirtschaftlicher und Ökologischer Zustand (engl. GAEC – Good Agricultural and Environmental Conditions). Diese Standards legen fest, wie Landwirtinnen und Landwirte ihre Flächen bewirtschaften müssen, um:
- Die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten
- Gewässer und Grundwasser zu schützen
- Die Artenvielfalt zu fördern
- Klimarelevante Kohlenstoffspeicher (z. B. Moore, Dauergrünland) zu bewahren
Seit 2023 gelten neue Vorgaben und eine veränderte Nummerierung der GLÖZ-Standards, die Landwirtinnen und Landwirte bei der Beantragung von Direktzahlungen und anderen Förderungen unbedingt beachten sollten.
2. Die GLÖZ-Standards in der aktuellen Systematik (ab 2023)
GLÖZ 1 – Erhaltung von Dauergrünland
- Dauergrünland gilt als wichtiger Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.
- Umbrüche (z. B. Pflügen) sind stark reglementiert und häufig nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt.
- Ziel: Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität.
GLÖZ 2 – Schutz sensibler Dauergrünlandflächen in Natura-2000-Gebieten
- Besonderer Schutz von Dauergrünland in ausgewiesenen FFH- und Vogelschutzgebieten.
- Strenge Auflagen zu Umbruch, Düngung und Beweidung.
- Ziel: Arterhalt und Schutz besonders wertvoller Ökosysteme.
GLÖZ 3 – Schutz von Feuchtgebieten und Mooren
- Moore und Feuchtgebiete sind CO₂-Speicher und haben eine hohe Bedeutung für den Wasserhaushalt.
- Drainage und andere Eingriffe sind stark eingeschränkt oder genehmigungspflichtig.
- Ziel: Erhalt sensibler Biotope und Wasserschutz.
GLÖZ 4 – Pufferstreifen an Gewässern
- Einrichtung und Erhaltung von ausreichend breiten Randstreifen, die den Eintrag von Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Sedimenten minimieren.
- Mindestabstände variieren je nach Bundesland und Gewässerkategorie (meist 3 bis 5 Meter oder mehr).
- Ziel: Schutz der Wasserqualität und Reduzierung von Erosion.
GLÖZ 5 – Erosionsschutz (Bearbeitungsmaßnahmen an erosionsgefährdeten Flächen)
- Vorgaben zur Bodenbearbeitung, etwa pfluglose Verfahren oder Querbewirtschaftung an Hängen.
- Ziel: Minimierung des Bodenabtrags und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit.
GLÖZ 6 – Mindestbodenbedeckung
- Verpflichtung, den Boden in erosionsgefährdeten oder besonders sensiblen Zeiten (z. B. im Winter) bedeckt zu halten.
- Einsatz von Zwischenfrüchten oder Mulchsaat-Methoden.
- Ziel: Schutz vor Erosion und Erhalt von Humus.
GLÖZ 7 – Fruchtwechsel
- Vermeidung von Monokulturen durch angemessene Fruchtfolgen.
- Förderung der Bodenstruktur, Reduzierung von Pflanzenschutzmittel-Einsatz und Schädlingsbefall.
- Ziel: Nachhaltige Produktionssicherung und Biodiversitätsförderung.
GLÖZ 8 – Mindestanteil nichtproduktiver Flächen und Erhalt von Landschaftselementen
- Ein Teil der Ackerfläche muss als nichtproduktive Fläche (z. B. Blühstreifen, Brachen) ausgewiesen werden.
- Erhalt von Hecken, Feldgehölzen und anderen Landschaftselementen als Lebensraum für Wildtiere.
- Ziel: Schaffung und Erhalt von Biotopverbünden und ökologischen Trittsteinen.
3. Wichtige Maßnahmen zur Einhaltung der GLÖZ-Standards
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Zwischenfrüchte säen (GLÖZ 6 & 7)
- Winterbegrünung mit Zwischenfrüchten (z. B. Ackerbohnen, Phacelia) beugt Erosion vor und trägt zum Humusaufbau bei.
- Vielfalt in der Fruchtfolge (z. B. Getreide, Raps, Leguminosen) stabilisiert den Ertrag und fördert die Bodenfruchtbarkeit.
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Gewässerrandstreifen pflegen (GLÖZ 4)
- Einhaltung von Mindestabständen zu Gewässern (3–5 Meter oder mehr).
- Regelmäßige Mahd der Randstreifen, ohne sie zu intensiv zu bewirtschaften, fördert eine artenreiche Ufervegetation.
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Erosionsschutz sicherstellen (GLÖZ 5 & 6)
- Mulch- und Direktsaattechniken reduzieren Bodenabtrag und schützen das Bodenleben.
- Querbewirtschaftung an Hängen verhindert, dass sich Wasser in Furchen sammelt und große Bodenteile abträgt.
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Landschaftselemente erhalten und fördern (GLÖZ 8)
- Hecken, Feldgehölze und Brachen schaffen Rückzugsräume für Insekten, Vögel und Wild.
- Sinnvolle Integration nichtproduktiver Flächen unterstützt den Biotopverbund und erhöht die Bestäuberleistung.
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Dauergrünland schonend bewirtschaften (GLÖZ 1 & 2)
- Umbruch von Dauergrünland nur im Ausnahmefall und unter Berücksichtigung der Melde- und Genehmigungspflichten.
- Extensivierung, z. B. durch angepasste Düngung oder Beweidungsdichte, fördert die Artenvielfalt.
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Feuchtgebiete und Moore schützen (GLÖZ 3)
- Möglichst Verzicht auf Drainagen oder Wiedervernässung von Moorstandorten.
- Extensivere Nutzung, wie späte Mahd und angepasste Düngung, bewahrt seltene Pflanzenarten und Lebensräume.
4. Vorteile einer GLÖZ-konformen Bewirtschaftung
- Fördervoraussetzung: Wer die GLÖZ-Standards einhält, erhält EU-Direktzahlungen und andere finanzielle Förderungen. Verstöße können zu Kürzungen oder zum Entzug von Prämien führen.
- Bodengesundheit und Klima: Weniger Erosion, mehr Humusaufbau und Schutz wichtiger Kohlenstoffspeicher wie Moore oder Dauergrünland.
- Artenvielfalt: Blühstreifen, Landschaftselemente und unterschiedliche Fruchtfolgen bieten Lebensraum für Insekten und Wildtiere.
- Langfristige Ertragssicherheit: Gesunde Böden und eine vielfältige Fruchtfolge minimieren das Risiko von Schädlings- und Krankheitsbefall.
- Öffentliches Image: Verbraucherinnen und Verbraucher legen zunehmend Wert auf umweltfreundlich erzeugte Lebensmittel. Wer GLÖZ-konform wirtschaftet, stärkt sein betriebliches Ansehen.
5. Herausforderungen in der Praxis
- Dokumentation und Verwaltung: Die Einhaltung der GLÖZ-Standards erfordert eine genaue Aufzeichnung aller relevanten Bewirtschaftungsmaßnahmen.
- Regionale Unterschiede: Je nach Bundesland können die genauen Bestimmungen und Pufferstreifenbreiten variieren.
- Wirtschaftliche Aspekte: Nichtproduktive Flächen bringen kurzfristig keinen monetären Ertrag, erhöhen aber langfristig die Artenvielfalt und Bodengesundheit.
- Witterungsextreme: Trockenperioden oder Starkregenereignisse erschweren teilweise die Umsetzung (z. B. rechtzeitige Einsaat, Bodenschutz).
6. Fazit
Die aktualisierten GLÖZ-Standards ab 2023 stellen einen klaren Rahmen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft dar. Sie dienen nicht nur dem Umweltschutz und der Biodiversität, sondern sichern auch langfristig die Ertragsfähigkeit der Flächen. Zwar erfordern die Vorgaben zusätzliche Dokumentations- und Pflegeaufwände, doch lohnt sich die Investition in lebendige Böden und artenreiche Agrarlandschaften in mehrfacher Hinsicht – ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich.
Wer sich unsicher über die Umsetzung ist, sollte sich unbedingt bei Beratungsstellen, Landwirtschaftskammern oder lokalen Behörden informieren. So lassen sich mögliche Fehlerquellen frühzeitig erkennen und finanzielle Einbußen durch Förderrückzahlungen vermeiden.
Hinweis
Die in diesem Blogbeitrag beschriebenen Informationen zu den GLÖZ-Standards und deren Umsetzung erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Eine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wird nicht übernommen. Informieren Sie sich stets über die für Ihr Bundesland und Ihren Betrieb geltenden Vorschriften und ziehen Sie bei Bedarf fachlichen Rat hinzu.